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Von Utting nach Riederau

Vom Bahnübergang in Holzhausen radeln wir weiter in Richtung Riederau. Rechts ausgedehnte Wiesen Zeugen der traditionellen Kulturlandschaft. Den Zugang zum See verwehrt ein durchgehendes Band von Privatanwe-sen. Zwei steinerne Löwen wachen an den Portalen privile-gierter Grundbesitzer, die hier den Blick auf den "Bauernsee" tagein tagaus genießen dürfen. Einer der Löwen hält das weißblaue Rautenwappen in seinen RiederauPranken. Der Blick geht zurück auf Holzhausen, dessen Silhouette vom hochgelegenen Kirchlein beherrscht wird, und nach vorn auf den Wald, in den wir nun eintauchen. Das Natur-schutzgebiet "Seeholz" bei Rieden stellt einen einzigartigen Laubwald mit extrem seltenen "Urwald-Käfern"dar, die das Totholz bewohnen, darunter zwei Hirschkäferarten. Ein-schließlich der Verlandungszonen ist es etwa 70 Hektar groß. Vom Weg aus hat man genug Einblick in die naturbe-lassenen Bestände von teils imponierend großen Eichen, Hain-und Rotbuchen, Eschen und Erlen. Das Alter der Ei-chen schätzen Forstleute auf etwa 400 Jahre. Diese Genera-tion wuchs also zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges auf. Lange vor der Forstwirtschaft haben die Bauern in früheren Jahrhunderten ihr Vieh in diesen Wald getrieben und bei-spielsweise Schweine mit Eicheln und Bucheckern gemäs-tet. Ihr Fleisch soll außergewöhnlich gut schmecken. So lautet ein alter Spruch: "Auf den Eichen wachsen die besten Schinken." Die Kittenalm oberhalb von Holzhausen und Rieden war noch bis zum Zweiten Weltkrieg bewirtschaf-

tet, das Jungvieh wurde hier "gesömmert" (auf die Weide getrieben). Das Seeholz mit seinen hohlen Bäumen ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für Pflanzen und Tiere. Sämtli-che Spechtarten geben sich ein Stelldichein mit seltenen Hohltauben, Eichelhähern, Trauerschnäppern, Kleibern und allen Meisenarten. Der spezialisierte Mittelspecht hat hier ein isoliertes Vorkommen. Im Frühjahr bietet sich ein wahres Blütenwunder mit weißen und gelben Anemonen, Märzenbechern, gelbem Scharbockskraut, blau leuchtenden Leberblümchen, Lungenkraut und Pestwurz an Bachläufen. Wenn die Buchen ergrünen, flattert der orange Nagelfleck (Aglia tau) durchs Unterholz. Mit ein wenig Glück ist der Schmetterling auch vom Weg aus zu sehen. Im August blüht die Violette Stendelwurz, eine seltene Waldorchidee. Mehrere Brücken führen über kleine, zum See strebende Bäche, ehe der Wald endet und Riederau in Sicht kommt. Wir landen unmittelbar am verträumten kleinen Bahnhof mit seinem Holzschindel-Zwiebelturm. Wer rasten will, setze sich auf eine der Bänke im dahinter liegenden kleinen Park, in dessen Mitte ein plattenartig abgestufter Spring-brunnen plätschert. Der ehemalige Landsberger Landrat Bernhard Müller-Hahl hatte ihn einst für den Bürgermeis-ter entworfen, was ihm eine Rüge der ansässigen Bildhauer eintrug, er nehme ihnen die Arbeit weg. Der Brunnen erin-nert an die 850-jährige Geschichte von Riederau bis ins Jahr 1977 und an die Eingliederung der einst selbständigen Ge-meinde Rieden in die Marktgemeinde Dießen 1978.  

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